Als neu zugezogener Bürger hat mich die Flut, wie viele Leute in der Region, unmittelbar getroffen. Daher verfolge ich mit Spannung die politische Situation im Kreis und insbesondere die Kandidaturen für die Landratswahl.
Klar ist, dass die Flutkatastrophe in der Wucht und dem Ausmaß kaum antizipierbar war. Klar ist jedoch auch, dass der im Kreis vorhandene Katastrophenschutz und die Planungen für einen Ernstfall unzureichend waren.
In den Zeitungen wurde berichtet, dass es keine Katastrophenschutzübungen gab. In einer Sitzung des Kreistages im Dezember zeigte sich, dass der Kreis nach wie vor keine Verantwortung zum Thema Hochwasserschutz übernehmen möchte und diese entscheidende Weichenstellung vertagt. Dafür ist meines Erachtens keine Zeit.
Es stimmt mich darüber hinaus skeptisch, dass die Kreisverwaltung öffentlich Wahlwerbung für Herrn Gies macht und sogar in seiner Ansprache beim Volkstrauertag der Wahlkampf schon auf voller Tour läuft.
Es kann doch nicht ausreichen, seinen Unmut über die Landesregierung stets und weitreichend zu äußern, ohne die eigenen Kompetenzen in der Kreisverwaltung auszuschöpfen und Gestaltungsspielräume zu nutzen, wie einige Ortsbürgermeister in den Zeitungen berichtet haben. Im letzten Onlineartikel der Kreisverwaltung soll der Kreis Ahrweiler wieder zum „geliebten Paradies“ werden. Das ist sehr salbungsvoll formuliert. Ein Paradies, dass es für verschiedenste Bevölkerungsgruppen im Kreis nie gab und nie geben wird.
Auch die Kandidatur von Cornelia Weigand als parteilose Kandidatin überzeugt nicht. Man schreibt, sie hätte sich am Vorabend der Flut bei der Kreisverwaltung gemeldet bezüglich möglicher Flutgefahren. Reicht dies denn aus, wenn man VG-Bürgermeisterin ist und eigentlich Feuerwehr- und Rettungsdienst vor Ort zu leiten und zu koordinieren hat?
Die Situation der VG Altenahr mit noch nicht in Betrieb genommenen Tiny-Houses und der schwierigen Situation für Kindergartenkinder oder SchülerInnen spricht nicht unbedingt für Leitungskompetenz und Pragmatismus. Sie hätte als Landrätin die Aufgabe, den ganzen Landkreis zu managen, nicht nur die Flutgebiete. In Remagen oder Sinzig oder im Brohltal war von ihr nicht viel zu hören.
Christoph Schmitt ist überparteilicher Kandidat. Was heißt das? Das heißt, er hat die Unterstützung von anderen Parteien, kann vermitteln und integrieren. Es ist notwendig, dass ein Landrat/eine Landrätin, nicht nur mit seinem Parteibuch denkt und andere Meinungen und Positionen integrieren kann.
Mit seiner Erfahrung als Diplom-Finanzwirt bei einer Bundesbehörde bringt er Erfahrung in der Verwaltung mit und weiß um die Notwendigkeit, den Klimaschutz und Hochwasserschutz Hand in Hand gehen zu lassen. Für die neue Kreisspitze werden teamfähige Kandidaten benötigt, die den Landkreis Ahrweiler neu und modern denken. Es braucht kein „Weiter so“. Diesen Eindruck vermittelt er im persönlichen Gespräch. Ich hoffe, dass die Bürger in diesem Landkreis wissen, wen sie am 23. Januar wählen.
Christian Reuther, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Rhein-Zeitung, Ausgabe K vom 20.01.2022